die vierten 100 schwäbischen Wörter |
401 |
schlurga |
Wer schlurgt, lässt die Füße beim Gehen schleifen / schlurfen und hebt sie nicht an. Ein Schlurger ist ein nachlässiger Mensch – wie der Gang – so der Mann. |
400 |
dradanna |
dradanna heißt
„dran, direkt dran, dicht dran“ |
399 |
Hedschich |
Ein Handschuh wird Hedschich genannt. Hedschich waren bis in die 1950er Jahre hauptsächlich aus Wolle selbst gestrickt. Teuere Lederhandschuhe konnte man sich nicht leisten. Die einzige Ausnahme waren so genannte Dapphedschich, das waren grobe Fausthandschuhe aus Leder für wirklich grobe Arbeiten mit kantigen oder sehr rauen Gegenständen |
398 | vorkomma |
vorkomma
heißt nicht nur verkommen im Sinne von verkommen sein, sondern wird auch als
begegnen gebraucht: D’r Karle isch mir em Flecka au’ vorkomma à
im Ort ist mir auch Karl begegnet. |
397 |
he, henich |
der Begriff „he“ bedeutet so viel wie kaputt, aber auch tot. „Dui Maschena isch he“ heißt, dass diese Maschine kaputt ist. „Henich“ wird als Eigenschaftswort benutzt: des heniche Glomb = das kaputte Gerümpel. „Mach des net hee, des derfsch net hee macha“ heißt nichts anderes als „mach das nicht kaputt, du darfst es nicht zerstören“ |
396 |
deswaeaga |
desweaga ist der schwäbische Ausdruck für „deshalb“, "aus diesem Grund" |
395 |
Bä-Mulla |
A’ Bä-mulla ist eine faule Person, meist eine Frau, die nichts aus der Ruhe bringt, sie ist meist langsam und nicht sehr helle. |
394 | pariera |
wenn die alte Schwäbin zu ihren Enkeln gesagt hat, dass sie parieren
sollen, hat sie gemeint, dass sie gehorchen sollen. Die andere Wortbedeutung,
abwehren, die Parade, wird aber im schwäbischen nicht gebraucht. |
393 |
kommod |
es kommod haben bedeutet, es sich bequem machen, gemütlich einrichten, das Wort ist wieder ein französisches Überbleibsel: commode = angemessen, zweckmäßig, angenehm. Der Ursprung ist allerdings das lateinische commodus. |
392 |
bucka |
bucka bedeutet bücken.
Bei der Handarbeit auf dem Acker musste man sich oft bucka.
Buckla hat dann aber eine andere Bedeutung: sich vor der Obrigkeit
verneigen. |
391 |
glüschtelich |
glüschtelich ist lüstern im Sinne von mir verlangt nach …, gemeint ist aber hier weniger „die“ Lust, sondern eher das Verlangen nach essen und trinken . |
390 |
zwischa-nai |
zwischa-nai heißt, etwas außer der Reihe machen oder einschieben. Dr’zwischa ist dann dazwischen |
389 |
trikla |
trikla ist das schwäbisch
Wort für trocknen. „Trikl’s a“
heißt: trockne es ab, nô ischs a-triklt (dann ist es abgetrocknet). |
388 |
Heitza |
A Heitza ist ein ca. 2 m hohes drei- oder vierbeiniges Holzgestell
zum Trocknen des Heu’s direkt auf dem Acker oder der Wiese. So sparte
man einerseits Zeit, weil man nicht aufladen, heimfahren und abladen musste, zum
Zweiten musste das Heu auch noch nicht ganz trocken sein. Wenn das Heu richtig
aufgesetzt wurde, blieb es innen auch bei Regen trocken. Häufig wurde der Klee
auf Heitzen gesetzt. |
387 | schee isch gwea | schee isch gwea heißt nichts anderes als „schön ist es gewesen - es war schön“. Unser schwäbischer Dialekt kennt ja nur eine Vergangenheitsform und drüber g’schwätzt wird erst, wenn’s g’schafft isch. Schee isch gwea haben auch die Besucher unseres Apfelfestes am vergangenen Sonntag gesagt |
386 | Haus-Airn |
Aus Kreuzworträtseln ist vielen der fränkische Hausflur mit den
3 Buchstaben, der - Ern – bekannt. Diesen Begriff gibt es auch im Schwäbischen,
allerdings nicht als einzelnes Wort sondern wird als Haus-Airn
ausgesprochen. Damit ist hauptsächlich der Flur im Erdgeschoss von Bauernhäusern
gemeint, in dem sich vor 100 Jahren oft allerlei Kleinvieh aufgehalten hat und
der auch vielen anderen Zwecken gedient hat. |
385 |
scherra |
scherra heißt
scharren, genauer: etwas abkratzen, abschaben; wenn es aber heißt: do
hasch ganz schee z’ scherra, bedeutet es soviel wie: da wirst du
ordentlich Mühe haben. |
384 | wer net will, hat g’het |
wer net will, hat g’het heißt
so viel wie: wer etwas nicht günstig oder umsonst haben will, hat es schon. Für
einen richtigen Schwôb gibt es für eine Ablehnung gar keine andere Erklärung,
denn man kann alles brauchen. Dies ist einer der kurzen aber sehr treffenden Sprüche,
von denen es im Schwäbischen sehr viele gibt. Die Aussage wird auf das Nötigste
reduziert aber genau auf den Punkt gebracht. |
383 |
Barn |
Der Barn ist der Teil der Scheune in dem das Stroh, bzw. die Garben gelagert wurden, also neben dem Denn/Tenn (der Tenne). In den USA wird auch die gesamte Scheune Barn genannt. |
382 | Denn, Tenn |
hochdeutsch Tenne. Hier
wurde früher mit den Dreschflegeln von Hand gedroschen. Es ist der Teil der
Scheuer (schwäbisch: Schuira), auf
dem in die Scheuer gefahren werden kann. Der Boden besteht bei den alten
Scheunen aus gestampftem Lehm. |
381 |
omms nomm gucka |
Mit omms nomm gucka drückt man aus, dass etwas sehr schnell ging. Frei
übersetzt heißt es etwa: „in einem Augenblick“. |
380 | Zipfele |
Ein Zipfele ist ein kleiner Zipfel. So gibt es Bettzipfel (eine
Ecke der Bettdecke), das Wurstzipfele (das Ende der Wurst), auch der Penis eines
kleinen Jungen wird Zipfele genannt. A Zipfele ist aber auch ein Kosename für
einen etwas ungeschickten kleinen Jungen (du bisch mr amol a Zipfele!) |
379 | Vakanz |
Die Schulferien wurden früher Vakanz
genannt. Das Wort kommt vom lateinischen vacans - leer, unbesetzt. Die
Schulferien waren nicht landesweit festgesetzt, sondern richteten sich oft nach
den in der Landwirtschaft nötigen Arbeiten. So begannen z. B. die Sommerferien
dann, wenn die Ernte auf den Äckern begann, damit die Kinder mithelfen konnten.
Bei schlechtem Wetter über mehrere Tage wurde der Unterricht fortgesetzt. |
378 | uff'haira |
Uff’haira
bedeutet aufhören. Kaasch
net uffhaira mit schaffa, hat dr Ma
zo seira Frau gsait. (kannst du nicht aufhören zu arbeiten, sagte der Mann
zu seiner Frau) |
375 | raute Treibla |
Raute (Betonung liegt
auf dem a ) Treibla sind
rote Johannisbeeren. Sie haben einfach die Form von kleinen Trauben. Der
Name Johannisbeere leitet sich vom Johannistag (24. Juni) her, um den herum die ersten
Sorten reif werden. Diese vitaminreichen Beeren wurden schon seit langem in
jedem Garten geerntet und meist zu Gsälz
(Marmelade) verarbeitet. Ein Treibleskuacha
(Johannisbeerkuchen) ist aber auch nicht zu verachten. |
376 |
schwanza |
Schwanza heißt schwänzen, herumstreifen, streunen, aber
auch versäumen („die Schule schwanza“ heißt nicht in die Schule gehen).
„Warschd wieder schwanza“, fragt der Mann seine Frau, die etwas länger
als sonst einkaufen war. |
375 |
hirchla |
Hirchla bedeutet röcheln, schwer atmen. Man bekommt schlecht Luft, ein Arzt würde beim Abhören der Lunge bedenklich dreinschauen. |
374 |
Erbala |
Die
kleinen Walderdbeeren werden Erbala
genannt. Sie wachsen nicht nur im oder am Wald, sondern auch oft an Heckenrändern.
Bei der Heuet (Heuernte) waren sie als Erfrischung hoch willkommen. |
373 |
verkutzla |
Verkutzla
bedeutet kitzeln - verkitzeln. M’r
verkutzelt ebber – man kitzelt jemand. |
372 |
Trumm |
Mit dem
Wort Trumm will man etwas großes ausdrücken, ein großer starker Mann ist ein
„Trumm von a’ ma Ma’“, ein großer Baumstamm ist „a
Trumm von a’ma Boomstamm“ |
371 |
Moggele |
Moggele ist ein
Kosename, ein kleines Kalb wird meist Moggele genannt,
aber auch ein kleines Kind, es ist immer lieb gemeint.
|
370 |
kreitzliadrich |
Wenn’s man sagt, dass es einem kreizliadrich geht, fühlt man sich sehr schlecht und ist meist krank. Liadrich ist ein Wort, das alles Schlechte bezeichnet und kreizliadrich ist die Steigerung. |
369 |
Aora |
Aora sind die Ohren, Aorawei ist Ohrenweh = Ohrenschmerzen. Ein Ohr ist ein Ao-r . Die jeweilige Ausspräche der schwäbischen Wörter kann auf der Homepage des Heimatvereins abgehört werden. |
368 |
Hauzich |
Eine Hochzeit wird bei uns Hauzich
genannt. In einem kleinen Dorf kannte ja jeder jeden und fast alle waren
irgendwie über einige Generationen miteinander verwandt. Deshalb war eine Hauzich
jedes mal ein großes Fest – wenn es die jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnisse
zuließen! |
367 | Sonnawirbl |
Die
Pflanze Sonnawirbl ist allgemein
unter Löwenzahn bekannt. Sie ist
weit verbreitet und blüht derzeit überall. Sie hat eine tiefe Pfahlwurzel und
bedeckt mit ihren gezahnten Blättern den Boden um sich. Dabei unterdrückt sie
andere (Nutz)pflanzen. Ihre Inhaltsstoffe sind seit alters her als harntreibend
bekannt. Deshalb wird sie auch Bettseicher
genannt. Wird zuviel von dem aus
der Pflanze gewonnenen Tees eingenommen wirkt sie eben auch während des
Schlafs… |
366 |
scheps |
Scheps heißt schief.
Das Wort soll aus dem lateinischen scaevus stammen. |
365 |
Sonndich
|
Sonndich ist ganz einfach der Sonntag. Dies war normalerweise der einzige arbeitsfreie Tag in der Woche, Ausnahmen gab es nur bei wetterbedingt dringenden Feldarbeiten. Morgens hatte mindestens ein erwachsenes Mitglied jeder Familie in der Kirche anwesend zu sein. Zum einen „gehörte“ es sich einfach und zum anderen war so der ganze Ort vertreten, man konnte also alles erfahren und Neuigkeiten austauschen. Der Pfarrer verkündigte ebenfalls Neues. Die Verbundenheit mit der Kirche war sehr groß. Der Nachmittag wurde meist für Besuche bei Verwandten oder für Spaziergänge genutzt. |
364 |
mr' sott amâl |
Mr sott amol heißt nichts anderes als: man sollte einmal wieder …, Es ist auch als eine Erinnerung oder Aufforderung zu verstehen. |
363 | Hafa |
A’ Hafa ist ein
Hafen, Topf, aber auch ein großer runder Behälter aus gebranntem Lehm oder
Ton. Kochhafa ist der Kochtopf.
Kleinere Gefäße sind Häfela. Der
Nachttopf ist ein besonderes Häfele, auch
wenn er groß ist. Der Name Hafner ist ein Berufsname – Hafenmacher. A’
Hafakäs ist etwas unsinniges, unnötiges. |
362 | verheba |
Verheba
heißt zurückhalten, sich beherrschen, dees
kaasch net verheba = etwas nicht verhindern können. Wenn die nächste
Toilette noch weit ist, muss man auch etwas verheben können. Wenn man gerne
etwas deftiges sagen würde, es aber besser unterlässt, muss man es verheba
können. Wenn man sich aber verhoba hat, hat man ein gesundheitliches Problem: Der Gegenstand, den
aufgehoben hat, war zu schwer und Rückenschmerzen sind oft die Folge. |
361 |
Kappa-dach |
Die Kappa ist die Mütze (Kappe), deren Oberteil und auch die Oberseite des Kopfes ist das Kappadach. Gebraucht wurde der Begriff allerdings im Zusammenhang mit „aufs Kappadach schlagen“, auch eine Ohrfeige zählte dazu. |
360 |
Gega-Schwieger |
Die Gega-Schwieger sind die Schwiegereltern des eigenen Kindes, also
ggfls. das andere Großelternpaar der Enkel. |
359 |
blotza |
blotza
lassa oder noch urschwäbischer:
blotza lau, bedeutet
etwas mit lautem Getöse fallen lassen. |
358 |
Batsch, batscha |
Wenn man jemand zur Begrüßung die Hand gibt, gibt man ihm einen
Batsch. Das Eigenschaftswort dazu heißt
batscha – nämlich in die Hände
klatschen oder auch jemand (mit der Hand) schlagen. Es gibt auch noch dem Deppichbatscher
und den Muggabatscher, den
Teppichklopfer und die Fliegenklatsche. |
357 |
pratzla |
Pratzla
ist das schwäbische Wort für prasseln. Wenn im Herbst Obstbäume geschüttelt
werden, pratzlet die reifen Äpfel
oder Birnen grad so auf den Boden. Bei starkem Regen pratzelt
es ebenfalls. |
356 | knappâ | knappâ ist das schwäbische Wort für hinken. Unsere Vorfahren waren sehr viel zu Fuß unterwegs, bei Unfällen und Krankheiten war die medizinische Versorgung miserabel, gute und passende Schuhe waren oft unerschwinglich und so hatten viele Menschen im Laufe ihres Lebens Probleme mit der Fortbewegung. |
355 |
om-orgla |
Om-orgla ist eine Tätigkeit, die vor allem Frauen liebend gerne machen. Umräumen ist das entsprechende hochdeutsche Wort. „mr orglet ebbes om“ heißt wir verändern etwas, wir bauen etwas um. Vielleicht steckt auch der Begriff „um-oganisieren“ dahinter ? |
354 |
â’schugga |
â’schugga ist anschieben, anstoßen, schubsen. Schugg me a, sagt der Kleine, wenn er auf seinem Schlitten sitzt und es nicht schnell genug bergab geht. Wenn man aber über jemand sagt, dass er g’schuggt ist, so ist das abfällig gemeint und bedeutet, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat oder sich einfach auffällig benimmt. |
353 |
strabelich |
strabelich ist alles was nicht weich, nicht passend, nicht angepasst ist. Wenn Kinder am Boden liegen und aus Trotz mit den Beinen strampeln, nennt man das auch strabla. |
352 |
grätich |
Grätich ist: schlecht gelaunt, missmutig. I’ hoff’, dass se em nuia Jâhr 2010 nie oder net oft grätich send, sondern emmer guat uff’glegt. |
351 |
Guatsla |
Guatsla sind etwas Gutes, nämlich
Weihnachtsgebäck. Es ist ein Sammelbegriff für: Plätzla, Ausstecherla,
Zemtstern, Es-la, Lebkuacha, Sprengerla, Spitzbuaba und wie sie alle heißen. So
feines Gebäck gab es früher nur an Weihnachten und Ostern und war schon
deshalb etwas Besonderes. |
350 |
Freidich |
Der Wochentag Freitag wird als Freidich ausgesprochen. |
349 |
Rotz rah hänga |
Die
Kleidung der Kinder war früher nicht so zweckmäßig und warm wie heute. Die
Jungs trugen bis in den Herbst kurze Hosen und die Mädchen auch im Winter
Kleider. In den Häusern waren nicht alle Zimmer beheizt. Viele Kinder waren
deshalb oft erkältet und die Nase lief ständig: dr
Rotz hing na (hinunter). |
348 |
Lugabeidl |
Ein Lugabeidl ist ein allseits bekannter harmloser Lügner. |
347 |
verdöffla |
Verdöffla heißt, jemand heftig zurechtweisen, ihm ordentlich die Meinung sagen, oft auch schlagen, verhauen. |
346 |
Wäschlabba [Ton] |
A’ Wäschlabba oder Waschlomba ist eigentlich ein Waschhandschuh wie ihn jeder kennt. Ein Wäschlabba ist aber ein feiger, unentschlossener Mensch, der keine eigene Meinung hat, z.B. ein Ehemann, der bei seiner Frau nichts zu sagen hat und der unter deren Pantoffel steht. |
345 |
Kuttla [Ton] |
Kuttla werden auch Kaldaunen oder Gekröse genannt. Anderwärts werden die Bauch- und Magenwände von Schlachttieren allenfalls zu Hundefutter verarbeitet; bei uns kommen sie unter dem Namen „saure Kuttla“ in einer wohlschmeckenden Soße auf den Tisch. Das Rezept: Man bereitet eine stark goldfarbene Mehlschwitze, füllt diese mit Fleischbrühe und einem guten Rotwein auf, kocht diese mit Zwiebeln, gelbe Rüben, Wacholderbeeren und Lorbeerblättern und gibt zum Schluss noch einen kleinen Schuss Essig dazu. Wenn diese Soße etwas eingedickt ist, durchseihen und über die sauber gewaschenen Kuttelflecke (vom Metzger gewöhnlich schon in dünne Streifen geschnitten) geben, würzen je nach Geschmack und noch einige Zeit köcheln. Dazu reicht man frisch gebackenes Brot oder Bratkartoffeln. |
344 |
Gäbala haben |
Wer
mit einem anderen Gäbala hat, hat
Streit mit ihm; Gäbela ist die
Mehrzahl von Gäbele, also von
kleinen Gabeln. Möglicherweise wurden früher Streitigkeiten mit Hilfe von
Gabeln (Heu- oder Mistgabeln) ausgetragen. |
343 |
alterniera |
Jetzt deant’ se sich blos net alterniera – jetzt regen sie sich nur nicht auf. Es bedeutet also aufregen, ärgern und wird nur als Verneinung gebraucht. Vergangenen
Sonntag war in Möglingen Kirbe. Die
Kirchweih oder "Kirbe", wie
man hier sagt, ist schon lange bekannt. Einst feierte man damit den Jahrestag
der Kirchenweihe; später machte man einfach ein Volksfest daraus, das zweckmäßigerweise
in den Herbst verlegt wurde, weil die Bauern dann weniger auf dem Acker zu
arbeiten hatten. Die Dörfer in den
Nachbarschaften richteten es so ein, dass an jedem Sonntag ein anderer Ort
feierte. So gab es den ganzen Herbst hindurch immer irgendwo ein lustiges
Dorffest. Den Fürsten und
Grundherren waren diese vielen Festlichkeiten alsbald ein Dorn im Auge. Württembergs
Herzog Friedrich I. erließ deshalb am 30. März 1804 eine Verordnung, nach der
die Kirbe in ganz Württemberg am gleichen Tag gefeiert werden musste: am
dritten Oktobersonntag. Diese Vorschrift wurde aber im Laufe der Zeit immer
weniger beachtet. In verschiedenen Orten haben sich eigene Bräuche entwickelt. |
342 |
a’schieaßa |
A’schiaßa steht für
Ausbleichen. Wäsche schießt
an dr Sonne a’, wenn bunte
Wäsche zu oft gewaschen wurde ist sie auch a’gschossa.
Das erste A wird dabei so ausgesprochen wie bei Apfel. |
341 |
verriacha |
verriacha bedeutet,
dass etwas an Aroma, an Geruch, an Geschmack verliert. Dies kann der Fall sein,
wenn ein Behälter nicht abgedeckt wird und so das Lebensmittel austrocknet und
den Geschmack/den Geruch verliert. |
340 |
schäps
|
schäps
ist schräg oder krumm. Ein Bild hängt schäps, Absätze von Schuhen
sind schäps abgelaufen, ein Mensch mit Behinderung „kommt schäps daher“,
Kinder sollen nicht so schäps auf dem Stuhl sitzen … |
339 |
zopfa |
Äpfel und Birnen zopfa heißt
auf hochdeutsch „pflücken“. Möglicherweise
gibt es einen gemeinsamen Wortstamm mit zupfen. |
338 |
Brôteskachl |
Die Brôteskachl ist ein großer Bräter, eine Bratenkachel; noch
genauer: ein großer Topf für einen großen Braten. |
337 |
schaffich
|
Wer schaffich ist, isch a’ reachter Ma’. Schaffich nennt man nämlich eine gut, viel und schnell arbeitende Person. Schaffa ist arbeiten. Eine schlechte Arbeit tadelt man 'Dees isch koi Ärbad edd!' und wer die Arbeit nicht erfunden hat, 'der hodd koin Schaffgoischd.', 'isch hald net schaffig. |
336 |
Loaß |
Eine tiefe Fahrspur auf dem Acker oder dem Feldweg nennt man Loaß. Die heutigen landwirtschaftlichen Fahrzeuge sind zwar größer und schwerer als früher, haben aber breite Reifen. Die alten Leiterwagen waren auch schwer beladen, hatten aber nur schmale eisenbereifte Holzräder und verursachten deshalb oft tiefe Fahrspuren. |
335 |
haufa gnuag |
Wenn
von irgendetwas haufenweise und genügend vorhanden ist, ist es haufa
gnuag. Meist wird das Wort auch benutzt, wenn zuviel da ist und nichts mehr
zusätzlich gebraucht wird |
334 |
Gluf |
Das Wort hat 2 Bedeutungen: 1. Gluf/Glufe ist eine alte Bezeichnung für eine Stecknadel/Sicherheitsnadel, 2. ein Glufa-Michel ist ein nörglerischer Mensch der nicht mit anderen auskommt und sich vielleicht auch selbst nicht leiden kann |
333 |
dromrommschwätza |
dromrommschwätza
bedeutet
einfach drum herum reden. Besser ist es allemal, direkt zu sagen was man zu
sagen hat. |
332 |
A'wanna |
Das Wort stammt aus dem landwirtschaftlichen
Bereich. A’wanna
wird der Rand eines Ackers am Weg entlang genannt. Hier wächst der Weizen nicht
so hoch wie in der Mitte des Acker, die Rüben sind kleiner, kurz: hier ist der
Ertrag geringer. |
331 |
fremdla |
fremdla bedeutet vor etwas unbekanntem, fremden Angst haben, zurückhaltend sein. Hauptsächlich über kleine Kinder sagt man, dass sie fremdlet. |
330 |
Hurrassel |
A’
Hurrassel ist eine
quirlige, umtriebige, weibliche Person. Sie ist überall vorne mit dabei,
überall beliebt und engagiert. |
329 |
mauza |
Wer mauzt, sagt seine Meinung in einem sehr nervigen Ton – stets mit
einem unterschwelligen Vorwurf – und das immer wieder. Er ist mauzig
– unzufrieden. |
328 |
Ziacha |
Das
Leintuch im Bett ist das Ziacha. |
327 | überzwerch |
Ein überzwercher Mensch ist unbequem, er stellt sich quer, er kann auch
ein Querdenker sein; er ist nicht zufrieden, meckert an allem herum. Kinder können
als überzwerch bezeichnet werden, wenn sie zu wenig geschlafen haben und
deshalb ständig quengeln. Überzwerch kann aber auch Durcheinander bedeuten –
alles liegt überzwerch à
alles liegt übereinander, durcheinander - kreuz
und quer. |
326 |
Riebele |
A’ Riebele ist der Rest vom Brotlaib oder eine dicke Scheibe Brot. Mit Riebel ist mit freundlichem Umgangston ein dicker Kopf gemeint. „Du mit daim Riebeleskopf“ – du mit deinem großen dicken Kopf. |
325 |
schmeißa |
schmeißa heißt werfen. Das Wort stammt vom althochdeutschen smizan = schlagen. „Herr schmeiß’ Hirn ra“ ist eine fromme Bitte, dass dem (bestimmten) Menschen nur noch eine zusätzliche göttliche Gabe Verstand helfen kann. |
324 | geal | Zur Farbe gelb sagt man hier geal. |
323 | bockla |
Bockla heißt kräftig
klopfen, auch anklopfen, rumpeln. Wenn man gegen etwas anstößt, bockelt
es. Wenn das Fleisch eines alten Ziegenbocks zu sehr nach „Bock“ gerochen
hat, sagte man auch „des Fleisch bockelt“ |
322 | mr’ sott |
Mr’ sott
- das ist ein sehr häufig gebrauchter Ausdruck und bedeutet nichts
anderes als „man sollte“. Die
Notwendigkeit einer Tätigkeit ist erkannt, für die Ausführung fehlt die Zeit,
Energie, der Druck oder auch nur die Lust. Wenn die Frau mr’sott
sagt, ist dies in der Regel eine direkte Aufforderung („ich kann ja nicht
befehlen, ich sag bloß“). |
321 |
Zirenka |
Mir saget Zirenka - wer net schwäbisch ka, der sait Flieder zu deam Boom mit deane stark riachende Blüata. Der schwäbische Name wurde vermutlich vom wissenschaftlichen Namen Syringia abgeleitet. Einen Zirenka-Baum gab es in jedem guten Bauerngarten beim Haus. |
320 |
wofür steht dieses Zeichen: |
Dies ist das früher allgemein übliche Zeichen für Pfund, also
500 Gramm. In Kilogramm rechnete bis in die 1950er Jahre niemand. Üblich waren
Zentner (100 Pfund oder 50 kg) und eben das Pfund, wobei dieses häufig in 1/4,
1/8 und bis 1/16 geteilt wurde. |
319 |
Meedala |
Meedala sind Eigenheiten, Gewohnheiten (Modalitäten?), die man sich im Laufe des Lebens so angeeignet hat. |
318 |
b’häb |
Das Wort b’häb
hat mindestens 3 Bedeutungen: 1. ein Behälter/eine Leitung ist dicht; 2. ein
Mensch ist b’häb, wenn er sein Geld und seine Habe zusammenhält, wenn er
fast geizig ist; 3. dicht zusammenbleiben, auf Körperkontakt sein (b’häb
beieinander sein). Zum Wort b’häb gibt es auch eine Geschichte aus den 1940er
Jahren, als sich ein Fräulein aus Möglingen in Ludwigsburg ein Kleid
schneidern ließ. Sie wollte in der Stadt hochdeutsch reden und sagte deshalb
zur Beschreibung ihres Wunschkleides: „Da ra Knöpf und da ra Knöpf und
hinten ganz behäbe“ – frei übersetzt:
Hier Knöpfe und hier Knöpfe und am Rücken eng anliegend. |
317 |
deagamäßig |
Das Wort hat eine ähnliche Bedeutung wie häbich. Es wird verwendet, wenn sich jemand stark erregt hat und dann wieder zur Vernunft gekommen ist – dann ist er wieder deagamäßig: wieder normal, ruhig und umgänglich |
316 |
Narrakaschper |
Ein Narrakaschper ist eine verrückte Person, ein Narrenkasper. Er regt sich schnell über alles auf, ist nervös und leicht erregbar. |
315 | Loadorawaga |
Ein Loadorawaga ist ein Leiterwagen. Es gibt/gab verschiedene Ausführungen: Große schwere Wagen für Rüben, Mist. Eine lange große Version wurde für Garben, Stroh und Heu verwendet. Die leichte (normale) Version für den Alltag, war auch als Einspänner geeignet. Schwere Handwagen, denen auch mal ein Geißbock vorgespannt werden konnte, hatten Kleinbauern. Für Fässertransporte hatte der Küfer ein eigenes Modell. Handwägele für die kleinen Transporte im Ort hatte jeder im Haus. Alles wurde im Ort gefertigt. Der Wagner (Wagenmacher - Wegmer) und der Schmied konnten alles selber machen. Dieses Universalfahrzeug haben wir zu unserem Vereins-Logo gemacht. |
314 |
wega sellem
|
Mit „wega sellem“ ist eine dritte Person gemeint und kann mit „wegen jenem“ übersetzt werden. Zu „wega sellera“ (wegen jener) gibt es auch einen Kindervers: schellet se net an sellera Schella, sella Schella schellt net, schellet se an sellera Schella, sella Schella schellt“ Das heißt so viel wie: läuten Sie nicht an dieser Glocke, sie klingelt nicht, benutzen Sie die jene Glocke, diese funktioniert. |
313 |
häbich |
Wenn jemand häbich genannt wird heißt das, dass er ist anständig ist, sich ordentlich verhält. Kinder waren häbich, wenn sie gehorcht haben. |
312 |
strabelich |
Das Wort ist mir wieder in den Sinn gekommen, als ich im Garten Gebüsch und Gestrüpp ausgeschnitten hatte und dieses auf einen Wagen aufgeladen habe. Dorniges Gestrüpp ist strabelich! Es lässt sich nicht zusammendrücken, braucht viel Platz und alles hängt zusammen. Wenn Kinder auf dem Boden liegen und aus Trotz mit den Beinen strampeln, nennt man das auch strabla. |
311 |
verkirna |
Verkirna nennt man es wenn man sich verschluckt und Flüssigkeit oder Essen in die Luftröhre gerät und anschließend heftig husten muss. Dabei werden die Fremdstoffe oft über den Rachen durch die Nase ausgehustet – und die Rachenhöhle ist nun mal dicht am Gehirn! |
310 |
Pôdder |
Ein Pôdder/Potter ist eine Halskette mit Perlen. Das Wort kommt vom
lateinischen pater noster – Vater unser im
Rosenkranzgebet. Die Frauen in den Dörfern trugen früher selten Schmuck – an
Sonn- oder Feiertagen ein Pôtter, eine Brosche und den Ehering. |
309 |
Zuddl |
A’ Zuddl ist eine schmuddelige, ungepflegte Frau, zottelich
ist ein verwandtes Wort. |
308 |
Plaffoh |
Das Wort stammt wie so viele „alte schwäbische“ Wörter aus
dem Französischen: Plafond
bedeutet Zimmerdecke. |
307 |
Kehlkraut |
Wirsing heißt auf schwäbisch Kehlkraut. Kehl ist eine Ableitung von Kohl, früher Köhl. Aus Köhl wurde Kehl. In der Ludwigsburger Kreiszeitung vom 10. Januar 09, Seite 10 wurde das vitaminreiche und gesunde Kehlkraut beschrieben. |
306 |
Luse haben |
Luse ist Freiheit, nichts tun, Freizeit. So etwas ist einem rechten Schwaben ja höchst suspekt, denn es ist nicht gut, wenn ein junger Mensch zu viel Luse hat – er schafft nix und kommt auf dumme Gedanken. |
305 | strabelich |
Das Wort ist mir wieder in den Sinn gekommen, als ich im Garten Gebüsch und Gestrüpp ausgeschnitten hatte und dieses auf einen Wagen aufgeladen habe. Dorniges Gestrüpp ist strabelich! Es lässt sich nicht zusammendrücken, braucht viel Platz und alles hängt zusammen. Wenn Kinder auf dem Boden liegen und aus Trotz mit den Beinen strampeln, nennt man das auch strabla. |
304 | gaugelich | Gaugla heißt schwanken, wackeln, unsicher aussehen. Wenn ein Stapel von Gegenständen gaugelig ist, ist er schlecht aufgesetzt, er schwankt, wackelt und ist unsicher. Es besteht eine Wortverwandtschaft mit dem Gaukler, der ja auch durch seine schwankenden und unsicheren Bewegungen die Menschen unterhält. |
303 |
Beiga |
D’ Ufflösung: A’ Beiga oder auch Beigetsa ist ein Stapel, z. B. a’ Holzbeiga - beiga bedeutet sauber aufstapeln. Als überall noch mit Holz geheizt worden ist, wurden die gespaltenen Holzscheite in einer Hütte sauber aufgebeigt. Auch Weihnachtsgeschenke kann man schön aufbeigen. |
302 |
mit Fleiß |
Hier ist nicht fleißig gemeint – mir Schwôba sen jô emmer fleißich, hier werden die Worte im Sinne von absichtlich, vorsätzlich – meist in negativen Sinne verwendet: „Des hat der Lausbua mit Fleiß he g’macht“ – das hat der Lausbub absichtlich kaputt gemacht. Des hao i’ mit Fleiß so langsam g’macht zom dean ärgera“ – ich habe absichtlich langsam gearbeitet, um ihn zu ärgern. Dieser Begriff ist nun das 300. schwäbische Wort
seit dem 28.11.2002, als die Serie Schwäbisch
für Anfänger mit dem Breschtleng
begann. |
301 |
Heale |
Heale ist direkt übersetzt ein Hühnchen, Hean’r sind Hühner, a’ Hoa'r (schwierig zu schreiben) ist ein Huhn. A’ Heale ist aber auch ein unsicheres Mädchen oder eine Frau, die sich nichts zutraut oder der man nichts zutraut, die sich nicht entscheiden oder durchsetzen kann. Sie wird nicht für voll genommen. |
300 |
Flooz |
Flooz ist ein Wort das
man benutzt, um Geringschätzigkeit auszudrücken. Des
isch doch an Flooz -> das ist doch nichts wert, nichts schönes, nex
reachts (nichts richtiges/wichtiges). |
299 |
Ätsche-Gäbele |
Ätsche-Gäbele ist ein Spottvers gegen einen Unterlegenen. Dazu wurde ein ausgestreckter Zeigefinger quer über den anderen Zeigefinger von der Fingerwurzel zum Fingernagel gerieben. Wenn man so „ausgemacht“ wurde, war das schon eine Demütigung und Beleidigung. |
298 |
Sembl |
A Sembl ist eigentlich ein Simpel, ein einfacher Mensch. Ein schwäbischer Sembl ist allerdings im Ansehen noch eine Stufe tiefer. Das Wort leitet sich vom lateinischen „simplex“ = einfach, ab. |
297 |
Samschtich |
Dieses
Wort war doch mal recht einfach, gemeint ist der Samstag. Am Samstagabend
wurde früher die Straße sauber gefegt damit am Sonntag, wenn
„d’ Leit’ “ en d’
Kirch’ ganga sen’ vor dem
Haus alles sauber war. |
296 |
treppla |
Ein Radfahrer treppelt,
wer ungeduldig ist, treppelt (auf der Stelle), treppla
ist alles was die Beine (Fiass) schnell bewegt. |
295 | Saumäsich |
Saumäsich ist die höchste Steigerungsform von Ausdrücken.
Das ä wird dabei lang betont. Mit säumäsich können auch schöne Begriffe
verstärkt werden: des isch saumäsich schee gwea (das war wunderschön). Eine Sauerei
ist aber sonst immer etwas negatives und dem hochdeutschen Wort Schweinerei
gleichgestellt. Die Kürbissupp’ von Giek auf der Kirbe war doch saumäsich
guat – oder net ? – des geits
net jeden Tag! |
294 | kraoza |
Knarren und quietschen sind die hochdeutschen Begriffe für kraoza.
Eine alte Türe kraozt z.B. in
den Angeln, eine Holztreppe und ein Holzboden ebenfalls. |
293 | albacha |
Albacha ist altbacken, altmodisch, auch langweilig. Ein Mensch kann im Verhalten albacha sein, aber auch die Kleidung, die er trägt. Ein trockenes altes Brot ist natürlich auch albacha. |
292 | Kürbsa, Kirbsa |
Kürbisse heißen auf schwäbisch Kürbsa. Im Blühenden Barock in Ludwigsburg gibt es zur Zeit (Oktober 2008) etwa 500.000 davon zu besichtigen. Früher gab es aber keine 450 Sorten, sie wurden höchstens als Viehfutter und als Arme-Leute-Essen angebaut. Natürlich wurden sie auch schon ausgehöhlt, Öffnungen herausgeschnitten und mit Kerzen als Geister verwendet. Das Wort Kürbsa wurde aber auch abfällig für weibliche Personen benutzt, von denen man nicht viel hielt: "Des isch aber amol a’ Kirbsa"! |
291 | pressiera |
Wo
es andere eilig haben, pressiert es dem Schwaben. Manchmal pressiert er auch
selber, und wenn’s langsam pressiert, wird es Zeit, weil sie knapp wird.
Wenn
die Blase drückt pressiert’s
arg. Pressier
doch net so drückt die
unterschiedlichen Vorstellungen über die verbleibende Zeit aus.
Ein Auftrag, der pressiert ist pressant, eine Person dagegen, die pressiert, hat es pressant. Das Wort hat also doch etwas mit pressen zu tun - wer es eilig hat, steht unter Druck.Das Wort pressant ist wieder ein französisches Überbleibsel und bedeutet nichts anderes als eilig. |
290 | Semsa-Krebsler | Die Semsa ist
der Sims – Fenstersims. Krebsla bedeutet klettern, hochsteigen. An
vielen alten Möglinger Häusern wuchsen an der Südseite Weinstöcke bis zum
ersten Stock (bis an die Semsa) hoch. Einige dieser Reben sind auch noch heute
erhalten, achten sie auf ihren Gängen durch Möglingen darauf! Die Qualität
des aus diesen Trauben gekelterten Weines war offenbar nicht immer die beste,
so dass sich dieser Begriff für einen sauren und schlechten Wein festigte. |
289 | Epflmooscht | Epflmooscht
ist Apfelmost. Der vergorene Most war in früheren Zeiten ein wichtiger
Bestandteil des Lebens. Zu jedem Vesper gehörte ein Glas Most, jeder hatte mindestens ein kleines Fässchen im
Keller. Durch die Kombination von
verschiedenen Apfelsorten kann der Geschmack und die Farbe des Mosts
beeinflusst werden. Für besondere Anlässe wurde oft ein kleines Fass von
ausgewählten besonders „guten“ Äpfeln und Birnen vorgehalten. Für die
Kinder wurde der süße Saft eingekocht und so haltbar in Flaschen abgefüllt. |
288 |
Übersche |
Übersche und ondersche – übereinander und untereinander. Übersche ist auch überlegen sein, drüber sein. Er ist ihm übersche – überlegen |
287 |
zerfa |
Zerfa ist etwas das manche gern, andere aber gar nicht gern machen :
streiten oder händeln. |
286 | Glucksere | Eine Glucksere ist ein brütendes Huhn – eine Glucke. Sie gibt andere,
glucksende Laute von sich und gackert nicht so wie andere Hühner. Auf
Menschen übertragen ist eine Glucksere eine Frau, die ihre Kinder immer um
sich schart und vor allem gefährlichen beschützen will. |
285 |
lodderich |
Lodderich
ist alles, was nicht fest ist: ein Teil wackelt, ist lose. Wenn die Hosen zu
weit sind, loddern sie auch. |
284 | Tatz oder Datz |
Die Lehrer teilten bis in die 1950er Jahre T/Datzen aus, das heißt, sie bestraften Schüler (seltener Schülerinnen) mit Schlägen mit einem Stock auf die Hand. Dazu wurde meist ein dünner Rohrstock benutzt. Die Gründe waren vielfältig: entweder nicht gemachte Hausaufgaben, freche Antworten, Streit untereinander, Störungen des Unterrichts – der Lehrer hatte „freie Hand“. Jeder Lehrer schlug anders: Der eine auf die Fingerspitzen, der andere auf die Handfläche, der dritte dazwischen – weh tat es immer. |
283 |
auslickera |
Auslickera
bedeutet ausfindig machen, von einem anderen eine
Information herauslocken, ausfragen, aushorchen |
282 |
versuggla
|
Versuggla
ist Verunreinigen, versauen - eine Sauerei machen, "a' Suggl"
ist eine Muttersau. |
281 |
Stömple |
Ein Stömple oder
Stemple ist einfach ein kleiner Rest. Ein viertels voller Sack
Kartoffeln ist ein Stömple, ein bisschen Wein im Glas ebenfalls. Der Rest
einer Zigarre ist aber sogar ein Stumpen (auch wenn er noch so klein und schon
kalt ist) |
280 | narret | narred ist wütend,
aber auch ärgerlich. „Heit isch r’ narret, heit kam mr nex mit em
hau“ sagt die Frau über ihren schlecht aufgelegten Mann. „Der schafft wie
narret“ heißt dann aber, dass er sehr viel und sehr schnell arbeitet. Narret
hat nichts mit den Fasnetsnarren zu tun, zumindest in den evangelischen
Gegenden Württembergs gab es früher keine Fasnet. |
279 |
Kauter |
Ein Truthahn wird im schwäbischen Kauter genannt. |
278 |
Hondsdadde |
Ein Hondsdadde ist ein Hundeliebhaber, Hundenarr |
277 | worba | Als worba wird das gleichmäßige Verteilen des frisch gemähten Grases bezeichnet. Wenn mit der Sense gemäht wird, liegt das Gras danach in Schwaden. Damit es schnell trocknet, muss es gleichmäßig auf dem Boden verteilt werden. |
276 | a' Ripp | Das Wort Ripp wird als Schimpfwort für eine (böse?) Frau gebraucht. Vermutlich stammt der Begriff aus der Bibel, weil dort geschrieben steht, dass Gott zur Erschaffung Eva's eine Rippe des Adam verwendet hat - damit soll aber natürlich Eva nicht als böse Frau bezeichnet werden. |
275 |
kiddera |
Kiddera heißt kichern, a’ Kidderschella ist ein Mädchen, das ständig oder oft wegen geringster Anlässe kichert. |
274 | Zornigel | A’ Zornigel ist ein Mensch, der schnell wütend und zornig wird; der aufbegehrt und unbeherrscht ist. Oft wurden so auch kleine Kinder bezeichnet, die sich nicht (in die sehr fest gefügte) Ordnung halten wollten und schon eine eigene Meinung hatten. Deren Willen wurde „gebrochen“ |
273 | Lällabäbbl | A’ Lällabäbbl redet dummes zusammenhangloses Zeug daher und wird nicht ernst genommen. Das Wort könnte aus „lälla“ – labern und „bäbbera“ – viel aber wenig inhaltsvoll reden zusammengesetzt sein |
272 | durmla | Durmla heißt auf hochdeutsch taumeln. Wenn es einem Schwôb durmelich ist, ist es im schwindlich. Wenn man nicht mehr ganz Herr seiner Sinne ist, durmelt man durch die Straßen. |
271 | wetza | Natürlich ist mit wetza auch das Wetzen einer Sense oder einer Sichel, also das Schärfen von Gegenständen gemeint. Eine abgewetzte Hose ist dann aber keine scharfe Hose, sondern ein an manchen Stellen abgenutztes, abgeschabtes, unansehnliches Kleidungsstück. Wenn ein Junge aber zum Nachbar hinüber wetza soll, dann macht der etwas ganz anderes: er rennt. Ein Fußballspiel auf der Straße wurde auch Sockenwetz genannt. |
270 |
gang ane |
Wenn man sagt „gang ane“ ist gemeint: geh weiter, geh deines Weges, aber auch: s’ gôht so ane – langsam aber sicher. Der Kundige erkennt an der Betonung der Worte, wie sie gemeint sind |
269 |
fitza |
fitza heißt, mit einer dünner Rute (Stock) leicht schlagen. Wenn einem ein Zweig ins Gesicht schlägt hat das „g’fitzt“. |
268 |
Bagasch |
Bagasch meint Gesindel, „so a Bagasch“ wird recht abfällig gebraucht. Das Wort ist wieder eine Erinnerung an französische Zeiten in Württemberg. |
267 |
Gschwischtrichs Kender |
Gschwischtrich sind Geschwister, Kender sind Kinder, Gschwischtrichs Kender sind also die Kinder der Geschwister, folglich Nichten und Neffen. Diese Begriffe gibt es im Schwäbischen aber nicht. Dafür gibt es noch „Gschwischtrichs Kends Kender“, … - diesen Begriff brauche ich aber jetzt nicht mehr erläutern. |
266 |
läpperich |
Kinder läppern, wenn sie mit Flüssigkeiten spielen und diese auch noch vergießen (verläppern). Eine dünne Suppe wird läpperich genannt. |
265 | Hüscht – hot – oohaa | Hüscht – hot – oohaa sind Kommandos an Pferde und bedeuten links – rechts - halt. Gut ausgebildete Pferde reagieren auf Zurufe. Mit ihnen war natürlich leichter zu fahren, zu pflügen, usw., weil man mit den Händen z. B. den Pflug halten oder eine Maschine lenken musste. Der letzte "Kuhbauer" von Möglingen, der mit den Kühen als Zugtiere auf den Acker fuhr, hatte sich dann auch einen auf 6 km/h gedrosselten Schlepper gekauft, weil man für ihn keinen Führerschein braucht. Dementsprechend fuhr er auch. Es wird erzählt, dass er auf seinen Schuppen zufuhr und mehrfach laut sein gewohntes oohaa rief. Weil der Bulldog aber nicht hören wollte / konnte, war das Tor anschließend kaputt. |
264 |
Goscha |
Die Goscha ist der Mund. Der bekannteste und häufigste Ausdruck ist: Du kriagsch glei a’ bar an d’ Goscha na. Damit wird eine Ohrfeige angedroht. Wer viel redet „ka D’ Gosch’ net halda“. |
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