Aus der Ortsbeschreibung von 1859

 

An dem nördlichen Saume des weitgedehnten Strohgäu’s liegt in einer sanften, gegen das Leudelsbach-Thälchen auslaufenden Mulde der große, ziemlich unregelmäßig gebaute Ort, dessen meist mit steinernen Unterstöcken versehene Wohnungen theilweise ansehnlich sind und die Wohlhäbichkeit der Einwohner bekunden. Die Poststraße von Ludwigsburg nach Schwieberdingen führt durch das Dorf, dessen Ortsstraßen reinlich und gekandelt sind. Außer der Hauptstraße gehen keine chaussirte Straßen von dem Ort aus, dagegen sind unterhaltene Verbindungswege nach Markgröningen und Stammheim angelegt; die Entfernung bis zur nächst (nordöstlich) gelegenen Eisenbahnstation Ludwigsburg beträgt 5/4 Stunden.

An dem südlichen Ende des Dorfes liegt etwas erhöht die dem heil. Pankratius geweihte Pfarrkirche, welche ursprünglich in einem einfachen germanischen Style erbaut, im Laufe der Zeit durch Anbauten vergrößert und geändert wurde; eine durchgreifende Erneuerung erhielt die Kirche im Jahr 1848. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist mit Strebepfeilern versehen  und enthält spitze, in den Bogentheilen mit Maßwerk geschmückte Fenster, während aus den spitzbogigen Fenstern des Langhauses die Maßwerkfüllungen herausgenommen wurden. An der Westseite des Langhauses steht der viereckige, massive, mit schlankem Zeltdach versehene Thurm, an dem die Jahreszahl 1598 (vermutlich das Jahr der Erbauung ) angebracht ist. Von den drei auf dem Thurme hängenden Glocken wurde die größte im Jahr 1715 und die mittlere 1696 gegossen; die kleinste ist sehr alt und trägt die Namen der vier Evangelisten als Umschrift. Das Innere der Kirche ist weiß getüncht und die Emporebrüstungen mit Ölgemälden, Scenen aus der Geschichte Christi geziert. Den Chor deckt ein Netzgewölbe, dessen beide Schlußsteine eine Hand und Agnus Dei enthalten. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, die auch für die Unterhaltung derselben zu sorgen hat.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnisplatz, von dem die Umfriedungsmauer noch steht, wurde im Jahr 1830 aufgeben und dagegen ein neuer, sehr ansehnlicher, am südlichen Ende des Dorfs mit einem Gemeideaufwand von 1500 fl. angelegt.

Das nahe der Kirche gelegene, gut erhaltene Pfarrhaus ist Eigenthum des Spitals Stuttgart , dem auch die Unterhaltung desselben zusteht.

Das Schulhaus ließ der Spital Stuttgart im Jahr 1839 in einem modernen Styl, übrigens nicht sehr geräumig erbauen; es enthält 3 Lehrerzimmer und ein kleines Zimmer, das der Lehrgehilfe bewohnt. Den übrigen Lehrern (ein Schulmeister und ein Unterlehrer) ist das frühere, ebenfalls dem Spital Stuttgart gehörende Schulhaus zur Wohnung angewiesen. Eine Industrieschule, an der eine Lehrerin im Nähen und Stricken Unterricht ertheilt, besteht schon längst.

 

Das beinahe in der Mitte des Dorfs gelegene Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First wurde erbaut, nachdem die Franzosen im Jahr 1693 35 Gebäude und unter diesen auch das Rathhaus niedergebrannt hatten, und befindet sich noch in einem ziemlich guten Zustande.

 

Im Jahr 1836 ließ die Gemeinde ein öffentliches Backhaus mit einem Aufwand von 600 fl. (Gulden) herstellen; auch besitzt dieselbe noch eine in den Weinbergen gelegene Kelter mit 4 Bäumen, welche früher dem Spital Stuttgart gehörte, zwei Armenhäuser mit drei Wohnungen und ein Schafhaus. von den beiden dem Spital Stuttgart gehörigen Zehntscheuern wurde eine im Jahr 1852 an einen Ortsbürger verkauft, die andere, sehr ansehnliche, hat 2 große rundbogige Einfahrten, über denen das Stuttgarter Hospitalwappen und die Jahreszahl 1545 angebracht ist..

 

Der Ort ist wasserreich, namentlich in seinem mittleren, tiefer gelegenen Theil, während in dem nördlichen Theile an der Straße nach Schwieberdingen bis jetzt die angestellten Versuche auf Quellwasser keine günstigen Ergebnisse lieferten. Zwei reichhaltige Quellen, der Maulbrunnen und der Kirchbrunnen, entspringen in der Nähe des Pfarrhauses und wurden bis in die neueste Zeit als Schöpfbrunnen benutzt, nun aber zu Pumpbrunnen eingerichtet; sie liefern gutes Wasser, namentlich ist das des Maulbrunnens wegen seiner Weichheit sehr geschätzt. Die Abläufe dieser beiden Brunnen speisen eine zunächst gelegene, ziemlich große Wette, auf deren Grund einige Quellen entspringen, so dass der Ablauf der Wette einen kleinen Bach bildet, welcher sich nach dem Lauf von einigen 100 Schritten mit dem von Pflugfelden her kommenden Bach (weiter unten Leudelsbach) vereinigt. Außer diesen Hauptquellen bestehen noch acht Pumpbrunnen, die gutes Wasser liefern. Außerhalb (östlich) des Orts entspringt der sog. Sonnenbrunnen; auch kommen noch periodisch fließende Quellen im Wollenberg, Bachrein und Ammerthal vor.

Die Einwohner sind kräftige, wohlgewachsene Leute,, die sich neben einer dauerhaften Gesundheit nicht selten eines hohen Alters erfreuen; sie verbinden mit eisernem Fleiß eine große Sparsamkeit und viel Sinn für Religion. Ihre Vermögensverhältnisse sind im Vergleich zu anderen Orten sehr gut, indem hier ein sog. Mittelstand vorherrscht; der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 150 Morgen, der gewöhnliche 50 Morgen, viele haben 20 – 30 Morgen und auch die minderbemittelten Einwohner, die sich meistens durch Taglöhnerarbeiten ihr Auskommen sichern, besitzen noch ½ bis 1 Morgen Grundeigenthum. Die häufigste Größe eines Grundstücks beträgt ½ bis 1 Morgen; einzelne haben einen Flächengehalt von 3 – 4 Morgen.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen im Feldbau, Viehzucht und etwas Weinbau, während die Gewerbe, mit Ausnahme einiger Schuhmacher, welche ihre Arbeiten auf den benachbarten Märkten absetzen, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen  dienen. Im Ort befinden sich eine Schildwirtschaft und 2 Krämer; auch besteht eine Getreidemühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang 1/8 Stunde unterhalb des Dorfs.

Die Markung gehört zu den größeren des Bezirks, dennoch besitzen die Einwohner von Möglingen noch viele Güterstücke auf der Markung Markgröningen (ehemals Vöhinger Markung). Die Güter liegen meist eben, mit Ausnahme der unbedeutenden Gehänge gegen das Leudelsbachthal und dessen Seitenthälchen, von denen übrigens der größere Theil für den Weinbau benützt wird.

Der Boden besteht im allgemeinen aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehm, dem theils der Hauptmuschelkalk, theils die Mergel und Sandsteine der Lettenkohlengruppe zur Unterlage dienen; nur auf der rechten Seite des Leudelsbachs treten die unteren Keupermergel auf, die durch Verwitterung einen ziemlich gebundenen Thonboden liefern, jedoch meist zum Anbau der Rebe mit Vortheil benutzt werden.. Unterhalb der Mühle wird Muschelkalk zum Straßenbau gebrochen und früher ist auch Lettenkohlesandstein , der Bausteinen benutzt wurde, auf der Markung abgebaut worden. Porcellanerde kommt westlich vom ort in dem Ammerthal vor; Lehm kann an vielen Stellen gewonnen werden.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und ziemlich mild, so dass noch kleinere Gewächse  wie Gurken ec. gedeihen, jedoch schaden zuweilen Frühlingsfröste den Reben und Obstbäumen im Thal. Die Ernte tritt um 8 Tage später ein als in den Neckarthalorten des Bezirks. Hagelschlag kommt selten vor, indem das 2 ½ Std. westlich gelegene Hochscheid bei Hochdorf eine Wetterscheide bildet.

Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen, verbunden mit dem großen Fleiße und der Umsicht der Einwohner, hat sich die Landwirthschaft auf eine blühende Stufe gehoben, was auch von Seiten des landwirthschaftlichen Bezirksvereins durch Prämien an Ortsbürger Anerkennung fand. Mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften (Brabanter Pflug, Walze, ect.) wird er Ackerbau in der Dreifelderwirthschaft mit zu 2/3 angeblümter Brache betrieben und der ohnehin ergiebige nicht sehr düngerbedürftige Boden durch zweckmäßige Düngungsmittel (Stalldünger, Jauche, Pferch, Gyps, Asche) immer noch verbessert. Zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel, dann Hafer, Gerste, weniger Einkorn, Roggen (nur um des Bindestrohs willen), Wicken, Erbsen, Kartoffeln, viel Ackerbohnen, Futterkräuter (vorherrschend dreiblättriger Klee), Angersen, Rüben, viel Mohn, Hanf, in neuerer Zeit Zuckerrüben, Welschkorn, etwas Reps und Kraut. Ein Versuch mit Anbau von Hopfen hat günstige Ergebnisse geliefert.

Bei einer Aussaat von 7-8 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 3 ½  Simri Gerste und 6-7 Simri Einkorn pro Morgen wird ein durchschnittlicher Ertrag von 7-8 Scheffel, ausnahmsweise 10-12 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Gerste und 6-7 Scheffel Einkorn pro Morgen erzielt. Obgleich die Äcker im allgemeinen ergiebig und wenig verschieden sind, so bewegen sich doch ihre Preise zwischen 200 und 500 fl. Pro Morgen, was mehr von der mehr von der größeren oder kleineren Entfernung derselben vom Ort herrührt. Über den eigenen Bedarf werden an Getreide jährlich gegen 300 Scheffel Dinkel, 4-600 Scheffel Hafer und 200 Scheffel Gerste meist an Bäcker der umliegenden Städte verkauft.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen 2/3 Wässerung zukommt, werden sämtlich gedüngt und liefern durchschnittlich pro Morgen 20 Zentner Heu und 10 Zentner Öhmd. Übrigens ist der Wiesenanbau im Verhältniß zu dem beträchtlichen Viehbestand nicht ausgedehnt genug, daher durch den Anbau von Futtergewächsen nachgeholfen werden muß. Der höchste Preis eines Morgens Wiese beträgt 600 fl., der mittlere 500 fl und der niedrigste 400 fl.

Der Weinbau, er sich hauptsächlich mit Sylvanern, Elblingen, Gutedeln, etwas Affenthalern und Trollingern beschäftigt, ist nicht bedeutend und liefert ein mittelgutes Erzeugnis.

Von der Weinbergfläche wird etwa 1/3 mit Luzerne angepflanzt, die nach 8-10 Jahre der Rebe wieder Platz macht. Die Reben, von denen man 3200 Stöcke auf den Morgen rechnet, werden den Winter über bezogen. In günstigen Jahren trägt ein Eimer 6-8 Morgen, ein Eimer kostete 1846 50-64 fl.,  1847: 15-20 fl., 1848: 16-22 fl.,  1849: 14-17 fl.,  1850: 10-12 fl., 1851: 12-15 fl., 1852: 30-32 fl., 1853: 22-28 fl., 1854: 48 fl.,  1857: 40-50 fl., 1858: 26-33 fl. Die Preise eines Weinbergs bewegen sich zwischen 200 – 400 fl. Der Wein wird größtentheils am Ort selber verbraucht.

Die Obstzucht wird eifrig betrieben und ist im Zunehmen begriffen, man pflegt hauptsächlich Mostsorten (vorzugsweise Luiken, Knaus-, Palmisch-, Möhrles- und Bratbirnen), etwas Tafelobst und ziemlich viel Zwetschgen. Eine Gemeindebaumschule ist vorhanden. Der Kernobstertrag, von dem nur ausnahmsweise nach außen abgesetzt wird, beläuft sich in guten Jahren auf etwa 5000 Sri.

Die Brach- und Stoppelweide ist an einen Ortsschäfer verpachtet, derselbe lässt im Vorsommer 200 – im Nachsommer 500 Stück Bastarde auf der Markung laufen und setzt die gewonnene Wolle hauptsächlich nach Kirchheim ab. Neben dem Weidepachtgeld von 200 fl. trägt die Pferchnutzung der Gemeindepflege jährlich noch gegen  200 fl. ein. 

Von Erheblichkeit ist die Rindviehzucht, auf der man vorzugsweise auf einen tüchtigen Neckarschlag und Simmenthaler Kreuzung Rücksicht nimmt; zur Züchtung werden 4 Simmenthaler Farren durch einen Ortsbürger gehalten, der dafür jährlich 65 fl. pro Stück aus der Gemeindekasse bezieht. Handel mit Rindvieh, worunter auch gemästetes, wird auf benachbarten Märkten getrieben und Milch tragen etwa 25 Personen nach Ludwigsburg, was im Ganzen eine jährliche Einnahme von etwa 4000 fl. abwirft; überdies setzen reichere Bauern Butter in nicht unbeträchtlicher Menge nach außen ab. Pferdezucht findet keine statt und auch die Pferdehaltung , welche früher ziemlich bedeutend war, nimmt täglich mehr ab. Dagegen ist die Schweinezucht und Mastung von einigem Belang (14 Mutterschweine), jedoch werden mehr Ferkel ein- als ausgeführt. Geflügel wird viel gezogen und mit Hühnern und Eiern ein lebhafter Handel nach Stuttgart und Ludwigsburg getrieben. Die Bienenzucht ist ganz unbedeutend.

Der Gemeinde- und Stiftungshaushalt ist geordnet Die Gemeinde ließ im Jahre 1830 einen ihr eigenen auf Markung Münchingen gelegenen, 60 Morgen großen Wald ausstocken und in Ackerland umwandeln, das ihr nun ein jährliches Pachtgeld von 330 fl. einträgt. Auch bezieht die Gemeindepflege in günstigen Jahren aus Allmand-Obstbäumen eine Einnahme von etwa 200 fl. Bei der Stiftungspflege wird aus einer besonderen Stiftung an Johanni-Feiertag den Armen Brod gereicht.

Das Ortswappen besteht aus einem Rad und eine kreuzweis über einander gehenden Schaufel und Hacke.  

An der östlichen Markungsgrenze zieht eine ehemalige Römerstraße unter der Benennung Asperger Weg.

In dem nun ausgestockten Walde Kallenberg sind noch Spuren eines Schanzgrabens sichtbar, auch fand man beim Ausroden verschiedene alte Waffen.

Über die die in der Nähe des Orts aufgefundenen römischen Alterthümer siehe den allgemeinen Theil.

Geschichte:

Im 13. Jahrhundert wer der Ort pfalzgräflich tübingisch. Den 7. Nov. 1278 verkaufte Graf Ulrich von Tübingen , Stammvater der Asperger Linie seines Hauses, alle hiesigen Rechte und Nutzungen, welche er und seine Vorfahren an und von den Gütern hatten, welche der Catharinenhospital zu Eßlingen besaß, an denselben, und erließ die Leistungen, die er als Vogt zu fordern hatte.

Mit der Grafschaft Asperg kam das Dorf 1308 zu Württemberg.

Oberlehnsherrliche Rechte über einzelne Güter hatten hier auch die Markgrafen von Baden; Markgraf Rudolf von Baden bestätigte den 19. Febr. 1296 dem Edelknecht Konrad, genannt Harder von Sachsenheim, die hiesigen Lehen, und als solche Lehensgüter durch Kauf an Graf Ulrich von Württemberg, Domherr in Speier, übergingen, wurden sie den 20. April 1327 badischer Seits dem Käufer zu eigen gegeben.

Im Jahr 1393 übergab Graf Eberhard von Württemberg dem Eberhard von Urbach zur Belohnung seiner treuen Dienste das Dorf als lebenslanges Leibgeding. Später wurde Möglingen an Heinrich zu Nippenburg verpfändet und übergeben, später aber wieder eingelöst.

Im Jahr 1432 verpfändeten die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg das Dorf an ihren Diener Melchior von Gültlingen und dessen Hausfrau Agathe von Mansperg für 1400 fl. zum lebenslangen Genuß, wie es vorher Heinrich von Nippenburg innegehabt. Im Jahr 1442 war es noch verpfändet, bei dem damaligen Landestheilungsvertrag fiel es als ablösliche Pfandschaft in Graf Ludwigs Theil.

Den 5. Dec. 1436 freiten die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg den hießigen Hof ihres Schreibers Heinrich von Münsingen, welchen er von Anshelm von Iberg erkauft hatte, von aller Schatzung, Steuer und Diensten.

Im 30jährigen Krieg sank die Zahl der Bürger von 130 auf 32, die der meist in Asche gelegten Häuser von 111 auf 22.

Der hiesige Kirchensatz kam im 15. Jahrhundert an die Brüderschaft in Stuttgart, von dieser an den Stuttgarter Hospital , und ging unter König Friedrich an die Krone über.

Großzehntherr war bis zur neuesten Ablösung der Spital Stuttgart und Gülten haben bezogen das Hofkammeralamt Stammheim, der Spital Schorndorf, der Spital Stuttgart, die Freiherrn von Kniestädt und die Stiftungspflege Schwieberdingen.

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