Möglingen 1948

 

·        Das Highlight des Jahres 1948 war sicherlich die Gründung des Landfrauenvereins durch 26 Möglingerinnen  am …. , 25 Frauen waren verheiratet, nur 1 Ledige (Helene Knapp, die nicht oo), waren dabei.

·        Die Frauen hatten ein neues Selbstbewusstsein, auch weil sie es waren, die über die Kriegsjahre ohne Männer den Laden am Laufen gehalten hatten. Es ist Frauenüberschuss.

 

·        Aber im Laufe des Jahres war auch noch anderes los im Flecka!

 

·        Es „herrschte“ noch die US-Militärregierung, aber eine zivile Verwaltung war auch schon aufgebaut. Erst 1949 war die erste Bundestagswahl.

·        Otto Hönig ist seit März 1946 Bürgermeister, am 14.03.1948 wird er wieder gewählt. BM bis 31.12.1974

 

·        Der Bürgermeister war für alles zuständig, erst im April 1948 wurde Adolf Sülzle als Gemeindepfleger eingestellt. Er erhält zuerst 170 RM / Monat.

·        Auf dem Rathaus waren noch 2 Frauen als Angestellte.

·        Es gab noch einen Amtsdiener (Otto Schleeweiss), einen Fronmeister (Hermann Reichert) und einen Feldschütz (Albert Schiek). Im Herbst von September bis Ende November wurde noch ein Wengertschütz befristet eingestellt.

·        Schulleiter ist wieder Oberlehrer Lang.

·        Von der Gemeinde wurde noch ein Farrenwärter und ein Bockhalter bezahlt.

·        BM Hönig benutzt eigene Schreibmaschine und bei standesamtl. Trauungen ein eigenes Grammophon.

 

·        Aus Gemeinderatsprotokollen

·        Die Straße nach Asperg ist steil und so schmal, dass 2 Fuhrwerke gerade noch aneinander vorbeikommen.

·        Möglinger Nebenstraßen sind noch nicht geteert, sondern eingeschottert und werden von Zeit zu Zeit gewalzt

·        Kanalisation wird Zug um Zug gegraben und die ersten Häuser angeschlossen. Das Abwasser läuft aber natürlich direkt in den Leudelsbach in Richtung Markgröningen.

·        Leudelsbach hinter der Ludwigsburger Straße wird abgedolt.

·        Leudelsbach zw. Asperger Str. und Markungsgrenze Markgröningen wird begradigt.

·        Der Ortsbach von der Milchgasse zur Hindenburgstraße soll auch verdolt werden, bisher gibt es aber noch Beschwerden, dass der Bach verschlammt sei und das Wasser nicht richtig abfließe.

·        Noch nicht alle Kriegsteilnehmer sind zu Hause, einige sind noch vermisst,

·        Wohnungsnot für Flüchtlinge und Vertriebene

·        Ca. 1900 Einwohner

·        Wohnungsbewirtschaftung GemR muss Zuzug von Personen zustimmen

·        Fast in jedem Haus wurden Personen zwangsweise eingewiesen

·        Auf der Bühne wurden Zimmer eingerichtet, Küchen und Sanitäranlagen wurden oft gemeinsam genutzt

·        Erste Neubauten und Baulandumlegung

 

·        Viehzählung Dezember 1947

·        Bei 151 Personen / Haushalten wurde gezählt, sie hatten

·        166 Pferde

·        179 Kälber

·          74 Bullen und Ochsen

·        321 Milchkühe (heute noch 2-3 ?)

·          43 Ziegen

·        280 Schweine (heute sind es mehr)

·        1600 Hühner

·        130 Gänse

·        262 Kaninchen

 

·        Schwarzschlachten

·        Schwarzbrennen

·        Maikäfer- und Kartoffelkäferplagen, Gemeindespritzen, Schulklassen sammeln Käfer ein.

·        Für Wühlmäuse, Krähen, Elstern, Hornissenköniginnen (10 Pf) und andere „Schädlinge“ zahlt die Gemeinde Geld.

·        Die Gemeinde hat wenig Einnahmen, so wird sogar das Gras der Feldwege und das Obst der Gemeindebäume verkauft / versteigert.

·        Immer wieder muss ein Jungbulle für die Möglinger Kühe gekauft werden, weil der alte nicht mehr leistungfähig ist. Eine Kommission des Gemeinderates besucht  Auktionen. Der alte Bulle wird entweder an Möglinger Metzger oder an die Kantine von Salamander Kornwestheim verkauft.

·        Die Schule ist zu klein, es gab nur 4 Lehrer und 3 Schulsäle – im Vereinshaus wurde auch unterrichtet.

·        Wegen der vielen Schülern soll 5. Lehrer eingestellt werden, aber nur ein junger lediger, weil die Gemeinde keine Wohnung hat (es war dann Lehrer Nagel). Die Lehrer wohnten im gemeindeeigenen Haus hinter der Schule und im Schulhaus. Oberlehrer Kurz im Gemeindehaus  an der Asperger Straße.

·        Erste Planungen für eine neue Schule. Diese sollte zuerst am Haldenweg gebaut werden, es gab aber Schwierigkeiten mit der Umlegung.

·        Schülerspeisungen für Bedürftige.

·        Treffpunkt im Ort ist das Milchhäusle.

·        Zentrale Lage,

·        Sehr viele Familien hatten min. eine Kuh und lieferten Milch ab

·        Kommunikationszentrum, dort traf man alle

 

·        5 Wirtschaften:

·        Lamm, Hindenburgstr.

·        Linde, Hindenburgstr.

·        Krone, Hindenburgstr.

·        Rose, Schwieberdinger Str.

·        Fässle, Pfarrgasse

 

·        Schuhfabrik Kleinheinz war der größte Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler im Ort. Albert Kleinheinz ein wichtiger Mensch, Unterstützer der Kirchengemeinde und des CVJM, damals natürlich noch „Christlicher Verein Junger Männer“. Für Mädchen gab es den Mädchenkreis und für Frauen nun den Landfrauenverein.

·        Preise f. Bauplätze und Äcker

o   Jan 1949 war der Stundenlohn 1 DM, Der qm-Preis für Acker war 1,20 DM, ein anderer Acker wurde auf 80 Pfennig/qm geschätzt

·        Am Sonntag, 20.06.1948 wurde die Deutsche Mark (DM) eingeführt – bis 31.12.2001, jede/r erhielt ein Kopfgeld von 60 DM. Umtauschverhältnis für Bargeld und Konten RM/DM  war effektiv 10 : 0,65, für 100 RM erhielt man also 6,50 DM.

·        Die neuen Geldscheine wurde in den USA gedruckt und in 23.000 Holzkisten nach Frankfurt gebracht.

·        Münzen gab es zunächst noch keine.

·        Es gab zunächst die „Bank deutscher Länder“ die noch lange Zeit Münzen im Umlauf  mit dieser Prägung gegeben hat.

·        Müllabfuhr wird eingeführt:

o   14 tägig zuerst fuhren Bauern, später offene Lastwagen. Die Müllabfuhr kostet 2 Mark / Haushalt.

o   Wenig Müll: brennbares kommt in den Herd oder Ofen, Biomüll fressen die Schweine oder Hühner oder kommt auf den Misthaufen, Metall holt der Alteisenhändler ab,

o   wenig Restmüll im Kuttereimer.

o   In erster Linie wird repariert, was zu reparieren ist.

·        Die Gebäudenummerierung nach Straße/Nr. gibt es noch nicht – erst 1950.  die Häuser haben Gebäudenummern

·        Hoba

o   Die Möglinger wurden Hoba genannt.

o   ich kenne 3 Formen von Hoba:

o   Messer mit gebogener Klinge zum Schneiden der Reben

o  Hackmesser, ca. 50 cm lang zum Abschneiden der Futterrüben und

o  Gebäck der Möglinger Landfrauen – die werden hier angeboten.

 

(Walter Reichert am 16.06.2023 anl. des 75-jährigen Jubiläum des Landfrauenvereins)