Die Pankratiuskirche  [Glockengeläut]

Unsere vor etwa einem Jahrtausend dem heiligen Pankratius geweihte Dorfkirche steht auf halber Höhe des gegen Süden ansteigenden Geländes. Die gewaltigen, den einstigen Friedhof mit einschließenden Umfassungsmauern und der massige, wehrhafte Turm lassen ahnen, dass diese Kirchhofanlage in kriegerischen Zeiten den Dorfbewohnern als Zufluchtsstätte gedient hat. Der südliche Toreingang trug einst vor 100 Jahren noch ein Türmchen als "Ausguck".

Der älteste Bestandteil der Kirche reicht noch ins Mittelalter zurück. Es ist ihr schönstes Stück, der Chor, mit seinen gotischen Formen, besonders seinem schönen Netzgewölbe, das in zwei Schlußsteinen endigt (der eine mit dem "agnus dei", der andere mit der Segenshand - vermutlich den Neuen und den Alten Bund darstellend). Das in der unteren Mauerwand eingelassene, ehedem mit einem eisernen Gittertor versehene Sakramentshäuschen diente in katholischen Zeiten zur Aufbewahrung der Monstranz mit der geweihten Hostie.

Während der Chor aus dem 15. Jahrhundert und wohl seiner zweiten Hälfte stammt, ist der Hauptteil der Kirche, das Schiff und der Turm , erst am Ende des folgenden Jahrhunderts, als schon der evangelische Gottesdienst in Übung stand, entstanden. Der Turm trägt die Jahreszahl 1598.

Den schönsten Schmuck der Kirche bilden die 16 farbigen Bildtafeln, die wohl eben um diese Zeit von Künstlerhand geschaffen - die Jesusgeschichte von  Mariä Verkündigung bis zur Himmelfahrt darstellend - die Brüstung der Empore zieren. Nach fachmännischer Beurteilung sind die Bilder wohl von einem mit der italienischen Kunst vertrauten Maler im 16. Jahrhundert gemalt worden. Um ihres Alters und Kunstwerts willen ist die hiesige Kirche im Jahre 1927 in das Landesverzeichnis der Baudenkmale eingetragen und damit unter staatlichen Denkmalschutz gestellt worden.

Das die Südwand schmückende 3 m hohe Gemälde (auf Leinwand), das den Einzug der Seligen ins himmlische Zion darstellt, verdankt seine Entstehung wohl einer etwas späteren Zeit. Hier wie dort findet sich leider nirgends eine Spur vom Namen des Künstlers.

Das Anwachsen der Seelenzahl forderte in den Jahren 1773 und 1792 die Schaffung neuer Sitzplätze. Dies wurde erreicht durch Vertiefung der Empore an der Westwand gegen den Turm, durch Schaffung einer Chorempore, auf die nun die kleine Orgel (vom Chorboden weg) gestellt wurde, durch einen Fachwerkaufbau auf die Sakristei, der nach Durchbrechung der oberen nordöstlichen Chorwand die Errichtung weiterer Sitzreihen in Emporenhöhe ermöglichte, endlich durch Verlegung der Emporenaufgänge nach außen. Im Jahre 1871 wurde durch die Firma Walcker die neue 0rgel, die kurze Zeit im Dom zu Frankfurt a. M. als Interimsorgel nach einer dort ausgebrochenen Feuersbrunst gedient hatte, aufgestellt (Kosten: 2000 fl.). 1895 wurden die äußeren Freitreppen erneuert und 1898 der Sakristeianbau samt dem Kirchenraum darüber in massivem Gestein neu aufgeführt und stilgemäß dem Gesamtbau angegliedert (Kosten: 6600 M.). 1910 erhielt die Orgel elektrischen Gebläseantrieb, 1928 die Kirche elektrische Beleuchtung und der Turm eine neue Uhr mit elektrischem Triebwerk (von Hörz, Ulm, Kosten: 4000 M.).

 Von den drei Kirchenglocken blieb nur die aus dem Mittelalter stammende, kleinste mit den 4 Evangelistennamen, erhalten. Die große Glocke von 1715 bzw. ihr Ersatz von 1917, sowie die mittlere von 1698, die 1918 zersprungen und 1919 umgegossen wurde, fielen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Eine durchgreifende Erneuerung unter Leitung von Baurat Dr.-Ing. W. Zoller, Architekt, Stuttgart, erfuhr der innere Kirchenraum im Kriegsjahr 1941 mit einem Aufwand von 24 000 M. Der Boden wurde mit Solnhofner Steinplatten belegt und eine unterirdische Warmluft - Heizungsanlage an Stelle der alten eisernen Öfen geschaffen. Das neue, bequeme, für eine Dorfkirche konstruierte Gestühl ist aus Tannenholz hergestellt und in seiner Naturfarbe belassen. Die an verschiedenen Stühlen (Bänke), sogenannten Gitterstühlen (Pfarrstuhl im Chor, Jägerstuhl bei der Eingangstür und ein Stuhl der Familie Hirsch) angebrachten Gitter kamen in Wegfall. Die Kanzel wurde um 30 cm niederer gesetzt und mit einer kunstvoll gewundenen Kanzeltreppe, die von Kennern als ein Meisterwerk bezeichnet wird, versehen. Die alte Kanzel wurde neu umkleidet und die 5 Kanzelfelder mit Symbolen der christlichen Feste versehen (Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten, Advent). Der Taufstein erhielt seinen Platz nicht mehr in der Mitte des Ganges. sondern links vom Altar, so daß der Hauptgang frei zum Altar führt. Buchbrett und Leuchter des Altars wurden neu angeschafft und 1945 ein neues Kruzifix (von Bildhauer Betz aus Ludwigsburg, dem Isenheimer Altar von Grünewald nachgebildet).

Die stark verblassten Bilder, der Schmuck unserer Kirche, wurden von einem Kunstmaler aufgefrischt (wobei leider trotz sorgfältigster Untersuchung kein Hinweis auf den Künstler entdeckt wurde). Die Steine an den Eingangstüren und den Fenstern wurden freigelegt und neu behauen, ebenso die Säulen rechts und links des Altars, wie auch das Chorgewölbe, welches früher unter Gips gelegt war. Die Beleuchtung wurde dem Gesamtbild der Kirche angepaßt. Damit sind die wesentlichsten Verbesserungen des Jahres 1941 genannt.

Ein kostbares Geschenk ist uns mit der erneuerten Kirche durch Gottes Gnade zuteil geworden; völlig unversehrt ist es am Kriegsende uns zum zweitenmal geschenkt worden. Wie heimlich mutet der Innenraum uns an. Feierlich und stimmungsvoll wirkt die Ausgeglichenheit von Licht und Schatten, keine schreienden Farbentöne zerren das Auge auf sich hin, wie warm empfinden wir das Holz der Sitzbänke in der Naturfarbe. Ein Schmuckstück bildet die Kanzel mit der schwungvoll hinaufführenden Treppe. Einfach und schlicht ist so unsere Kirche als Gotteshaus erbaut und geschaffen. Im selben Geist frommer Ehrfurcht, den unsere Vorfahren mit der Inschrift: "Soli Deo Gloria", auf eine unserer alten Glocken zum Ausdruck brachten, wollen auch wir unsere erneuerte Kirche dem Dienste Gottes weihen mit der Losung:                "Gott allein zur Ehre"